Allgemein, Familie, Kommentar, Markt, Politik, Schweinehaltung, soziale Medien

Hätte, hätte, Fahrradkette – meine Gedanken zum Schweinestau

Die Schweinehaltung erlebt derzeit eine der größten existentiellen Krisen: Corona und das Auftreten der afrikanischen Schweinepest (ASP) bei Wildschweinen hat uns schwer getroffen. Innerhalb kurzer Zeit schmierte der Schweinepreis komplett ab, weil aufgrund der ersten ASP Fälle Handelsbeziehungen außerhalb Europas sofort gestoppt wurden.

Jedoch entpuppt sich die Covid-19 Pandemie als das noch größere Übel: aufgrund Corona Infektionen in Schlacht- und Zerlegebetrieben wurden diese z.T. geschlossen bzw. mussten ihre Schlachtkapazitäten massiv zurückfahren. Die Konsequenzen daraus – ein Schweinestau. (Mehr Infos zu den Auswirkungen bei der ISN)

Der Schweinestau

Die Schweinefleischerzeugung ist straff durchorganisiert. Die Schlachtung ist letztendlich das „Nadelöhr“, wo sie alle durch müssen. Da die Schlachtzahlen in Deutschland in den letzten Jahren gesunken sind, wurde darauf reagiert: es wurden zahlreiche Schlachthöfe stillgelegt. So stehen heute nur noch die Schlachtkapazitäten zur Verfügung, die wirklich benötigt werden. Und genau das fällt uns nun vor die Füße.

Denn durch die Verringerung der Schlachtzahlen in den Schlachtbetrieben kommt es zu einem Stau von schlachtreifen Schweinen in den Mastbetrieben. Die Schlachtschweine wachsen jedoch täglich weiter, so dass es auch zwangsläufig zu Tierschutzproblemen führt, weil der Platz pro Tier nicht mehr ausreicht. Da die Mastbetriebe ihre Ställe nicht frei bekommen, können sie keine Läufer einstallen. Da die Ferkelerzeuger ihre Läufer nicht verkauft bekommen, kommt es zu einem Stau in der Ferkelaufzucht. Die Ferkelaufzuchtplätze werden jedoch benötigt, da die Ferkel aus den Abferkelabteilen abgesetzt werden müssen. Denn die tragenden Sauen stehen zur Abferkelung an. Wie oben schon geschrieben – die Schweinefleischerzeugung ist straff durchorganisiert. Soviel zum Problem.

Der Blick in die Glaskugel…

All diejenigen, die nun der Meinung sind.

  • dass man das alles hätte Kommen sehen müssen,
  • dass man schon lange hätte reagieren müssen,
  • dass man einfach weniger Tiere hätte einstallen müssen,
  • dass man weniger besamen hätte müssen und
  • dass man den Sauenbestand abstocken hätte müssen,

sei gesagt, dass die Schweine, die heute geschlachtet werden, im März geboren und im November „gezeugt“ wurden. Im November hat noch niemand einen Gedanken an Corona verschwendet. Und im März?

Erpressen die Bauern die Politik?

Im März hieß es noch, wir seien „systemrelevant“. Im März konnten wir noch Schlagzeilen lesen, ob die Bauern die Politik erpressen. Im März hieß es, dass die Landwirte mit Lebensmittelengpässen drohten. (Quelle: Ruhr24 )

Hätten wir nun im März in weiser Voraussicht die Schweinehalter dazu aufgerufen, ihre Sauenbestände um 20% abzustocken, wie wäre wohl das Echo gewesen?

Hätte- hätte- Fahrradkette.

Es ist halt so schön einfach, rückwirkend zu schlaumeiern, wenn man nicht selbst betroffen ist, wenn man nicht finanziell für diese Entscheidungen gerade stehen muss, wenn man keinen Gedanken an die betroffenen Betriebe, deren Familien und die Familien der Mitarbeiter verschwenden muss. Diese Überheblichkeit und Arroganz ist unerträglich für uns und alle anderen Betriebe – wir gehen gerade auf dem Zahnfleisch. Ich habe derzeit viele schlaflose Nächte, weil ich nicht weiß, wie es weiter geht. Ich frage mich, ob und wie wir die nächsten Monate überstehen werden. Wir und auch viele andere Schweinehalter haben derzeit Existenzängste. Unsere Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast hat zur Situation im Landtag eine sehr emotionale Rede gehalten, die unsere Not sehr gut zum Ausdruck bringt:

Nur was wir jetzt nicht brauchen sind Menschen und Organisationen, die sich mit unserer Krise wichtig tun wollen. Wir brauchen keine Schlauschnacker, die nun meinen, es sei ja alles vorhersehbar gewesen. Das war es eben nicht. Ebenso blödsinnig ist es, nun einfache Lösungen zu propagieren – es gibt schlichtweg keine einfachen Lösungen. Diese Profilierung auf dem Rücken von uns Schweinehaltern nervt, ist widerlich und absolut überflüssig.

Wir laufen derzeit sehenden Auges, vollkommen ungewollt und auch unverschuldet in eine Tierschutzkatastrophe. Wir arbeiten mit unseren Verbänden und der Politik an Lösungen. Wir brauchen jetzt Eure Unterstützung und Euer Verständnis, aber nicht noch weitere Häme. Vielen Dank!

weiterführende Links:

Norbert Hüsing hat sich selbst beim Veterinäramt angezeigt und Hallo Niedersachsen dazu Rede und Antwort gestanden. Respekt vor diesem Landwirt:

https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hallo_niedersachsen/Landwirt-zeigt-sich-wegen-Tierschutzverstoessen-selbst-an,hallonds61584.html

Ein Gedanke zu „Hätte, hätte, Fahrradkette – meine Gedanken zum Schweinestau“

  1. Hier mal meine Meinung zum Thema:
    Die ASP ist ein Problem, aber ein viel größeres ist Corona. Hier stellt sich die Frage, warum ist das so mit einem Virus das am Sterblichkeitsgeschehen nichts geändert hat.
    Es gibt global Bestrebungen, Machtverhältnisse, Einfluß, Besitz usw. zu ändern. Das ist bisher über das Thema Umwelt- und Klimaschutz geschehen nach dem Motto: Problem herbeiführen und Lösungen einfordern. Hierzu sollte man sich intensiv mit dem Weltwirtschaftsforum in Davos und dessen Machenschaften beschäftigen (und mit den Geldgebern Gates, Sorros usw.). Darauf basierend gibt es die UN -Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung mit ihren 17 definierten Zielen. Hierzu haben sich die teilnehmenden Staaten VERPFLICHTET. Das ist prinzipiell der Ablaufplan für das was seit Jahren passiert. Mit Corona (wo auch immer das Virus herkommt — oder war’s schon da?– ) wird das Ganze derzeit beschleunigt.
    Zu den derzeitigen Maßnahmen empfehle ich das Strategiepapier des Bundesinnenministeriums zu lesen .https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/2020/corona/szenarienpapier-covid-19.html
    Weitere interessante Dinge zum Thema:
    die Impfallianz GAVI, das Programm ID 2020, Einschätzungen auf „Tichys Einblick, Rubikon, Vera Lengsfeld, Georg Keckl, u.a.,
    Geplant ist von den dahinterstehenden Schergen die Große Transformation, mündend letztendlich in einer neuen Normalität (die Begriffe werden seit längerer Zeit auch von der Kanzlerin so oder ähnlich verwendet).
    Der sogenannte Verbraucher dem wir als Landwirte ja jeden Wunsch erfüllen müssen (Wünsche die allerdings per massivem Medieneinsatz bei ihm geweckt wurden) spielt in dieser Hinsicht den „nützlichen Idioten“.
    Und unsere Verbände müssen kuschen sonst geht es ihnen wie dem „Wendler“. sie kritisieren übrigens eine zunehmende Radikalisierung der Landwirte. Dies ist nach derzeitigem Stand unausweichlich, allerdings gilt das für die gesamte Bevölkerung.
    Es wird unruhig!

    Like

Kommentare sind geschlossen.