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EDEKA: „Wir lieben Lebensmittel“ – der Tierschutz scheint dabei zweitrangig zu sein

Am 01.01.2021 ist es soweit – es wird endlich den Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration geben. Uns Ferkelerzeugern bzw. Schweinehaltern stehen dazu drei Alternativen zu Verfügung:

  1. Ebermast
  2. die Immunokastration
  3. die chrirugische Kastration unter Vollnarkose

Für die erste Zeit haben alle drei Verfahren absolut ihre Berechtigung und sind besser als das, was in vielen Betrieben derzeit praktiziert wird. Allerdings sollte meines Erachtens mittel-langfristig ein kompletter Ausstieg aus der chirurgischen Kastration erfolgen.

Gerade aus Sicht des Tierschutzes haben die Immunokastration und die Ebermast Vorteile:

„Zwei kleine Pikse statt zweier schmerzhafter Schnitte – die tierfreundliche Alternative zur chirurgischen Ferkelkastration ohne Betäubung gibt es längst“

heißt es seitens der Uni Hohenheim, die die Impfung gegen Ebergeruch als tierfreundlichste Alternative ansieht (Quelle: AHO).

Und auch die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz spricht sich für die Jungebermast und Immunokastration aus:

Im Sinne des Tierschutzes ist die Jungebermast mit Immunokastration die eindeutig erste Wahl der derzeitig zur Verfügung stehenden Alternativen zur (betäubungslosen) Kastration des Schweines. Daher appelliert die TVT an die Wirtschaftsbeteiligten und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, die Jungebermast mit Impfung als Alternative der ersten Wahl anzuerkennen.

(Quelle: Vet-Consult)

Viele Landwirte sind dazu auch bereit – jedoch schafft ein Teil des Lebensmitteleinzelhandels hier gerade ganz andere Fakten.

EDEKA lehnt tierschonende Verfahren ab

Nachdem Kaufland, REWE und andere große Lebensmitteleinzelhändler sich offen für alle drei Verfahren zeigen, gibt EDEKA Nord ein Rundschreiben an ihre Mäster und Ferkelerzeuger raus, dass sie sowohl die Ebermast als auch die Immunokastration ablehnen.

Rundschreiben der EDEKA Nord an die Gutfleisch-Mäster

Das es auch anders geht zeigt beispielsweise REWE: Das Programm „Marktstück“ der REWE schreibt auf der Internetseite:

die Kastration von männlichen Jungtieren ist bei uns im Bestand verboten.

Quelle: Marktstück

Und auch die „Schwester“ der EDEKA Nord, die EDEKA Süd-West erlaubt wiederum in ihrem Markenfleisch Programm „Gutfleisch“ sowohl die Jungebermast als auch die Immunokastration.

EDEKA „Gutfleisch“ – Verbraucherverwirrung in Perfektion

Es kann doch nicht sein, dass unter einem Namen „Gutfleisch“ sich zwei völlig widersprechende Anforderungen für ein gleichnamiges Markenfleischprogramm verbergen.
Es hat schon ein absolutes Geschmäckle (wie der Schwabe sagen würde), wenn ich als Gutfleisch Käufer aus dem Süden mich bewusst für Schweinefleisch ohne Kastration entscheide und hier im Norden dann ebenfalls zum „Gutfleisch“ greife und damit genau das Gegenteil in den Händen halte.

Liebe EDEKA Nord,

es gibt keinen vernünftigen Grund, die tierschonenste Alternative zur betäubungslosen Ferkelkastration abzulehnen. Des Weiteren ist es völlig schizophren, unter einem Namen („Gutfleisch“) zwei vollkommen unterschiedliche Programme am Markt zu führen. Deshalb fordern wir Sie hiermit auf, machen Sie das Gutfleisch-Programm auf für alle uns tierschutzrechtlich zur Verfügung stehenden Methoden.