Manchmal muss ich mich doch sehr wundern – hat Reinert vor nicht allzu langer Zeit sich noch politisch dafür stark gemacht, dass hier billiges Schweinefleisch aus den USA auf den Markt kommt (https://broksersauen.wordpress.com/2019/09/27/baerchen-wurst-demnaechst-aus-uebersee/) – vollkommen egal, ob die Tiere mit antibiotischen Leistungsförderern gemästet wurden – propagieren sie momentan wieder ihre „antiobiotikafreie Herzenssache“. Der Preis für Schweinefleisch ist derzeit ja auch massiv im Keller – ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Nichtsdestotrotz wird nun „Antibiotikafreiheit“ beworben – und für diese Werbung scheint ihnen jede Stammtischparole recht:

Fakt ist jedoch, dass…
- vollkommen losgelöst von der Art der Haltung, Tiere krank werden können
- auch Tiere im Offenstall sich einen bakteriellen Infekt einfangen können
- kranke Tiere durch das Tierschutzgesetz ein Recht auf eine adäquate Behandlung haben
- Antibiotika das Wachstum von Bakterien hemmt oder diese abtötet
- für Antibiotika (und auch andere Medikamente), die eine Zulassung für lebensmittelliefernde Tiere haben, Wartezeiten gelten. Diese Wartezeiten gewährleisten, dass evt. Rückstände in essbaren Produkten wie Fleisch, Milch oder Eier die festgelegten Höchstwerte nicht überschreiten
- Tiere, die mit Antibiotika behandelt wurden, erst nach Verstreichen der Wartezeit, geschlachtet werden dürfen
- die Einhaltung der Wartezeiten mit dem nationalen Rückstandskontrollplan staatlich überprüft wird
Meine Meinung
Ich frage mich ehrlich gesagt nach dem Sinn bzw. Unsinn, damit zu werben, dass Tiere keinerlei Antibiotika bekommen haben. Denn letztlich werden auch bei uns nur kranke Einzeltiere behandelt – und ganz ehrlich, das halte ich immer noch für richtig und wichtig. Der Einsatz von Antibiotika ist bei uns und sollte insgesamt sehr wohl überlegt sein. Meine Devise lautet dazu immer: so wenig wie möglich, so viel wie nötig. Denn es ist eine Frage des Tierschutzes, kranke Tiere angemessen zu behandeln.

Im Endeffekt wird hier dem Verbraucher suggeriert, dass in der „konventionellen“ Schweinehaltung die Tiere hemmungslos mit Antibiotika vollgepumpt werden, was mit Nichten der Fall ist. Auf Nachfrage, was denn mit den Tieren passiert, wenn sie doch einmal erkranken, antwortet Reinert wie folgt:

Behandelte Tiere fliegen also aus dem Programm und werden „anders“ vermarktet. Und das bringt mich unweigerlich zu der Frage, ob dann in allen anderen Reinert Produkten Antibiotikarückstände zu erwarten sind?

Eine Antwort auf meine Frage bekam ich nicht.
Und unter uns – diese „gesetzlich vorgeschriebenen 28 Tage Wartezeit“ sind natürlich vollkommener Humbug – es gibt keine allgemein gültige Wartezeit. Sie ist für jedes Präparat individuell, d.h. es gibt Medikamente, die 0 Tage Wartezeit haben und es gibt auch Medikamente, die 50 Tage Wartezeit haben.
Liebe Leser,
ich kann Euch versichern, dass unser deutsches Schweinefleisch sicher ist – auch, wenn ein krankes Tier vor dem Schlachten behandelt wurde. Wir halten uns an die Wartezeiten und legen zudem noch 7 Tage drauf, um wirklich sicher zu gehen, dass keine Rückstände im Fleisch sind.
Wir werden uns schon aus Prinzip nicht an einem solchen Programm beteiligen. Denn ich möchte nie in die Verlegenheit kommen, aus Gründen der Vermarktung darüber nachdenken zu müssen, ob ich ein krankes Tier behandel oder nicht. Das geht mir absolut gegen meinen Berufsethos.